Es ist nicht immer nötig teure Probiotika (lebende Mikroorganismen) und Präbiotika (Futter für die guten Darmbakterien) als teure Präparate zu kaufen, um dem Darmmikrobiom etwas Gutes zu tun. Manchmal muss man nur etwas Zeit und Geduld für natürliche, effektive und kostengünstige Alternativen investieren und schon kann man Zuhause seinen täglichen probiotischen Superfood-Drink für die ganze Familie (inklusive Deiner Fellnasen natürlich) ganz einfach selber herstellen. Jetzt habe ich Dich wahrscheinlich etwas neugierig gemacht, oder? Ok, ich spanne Dich nicht weiter auf die Folter! Gemeint ist der wundervolle Milchkefir – ein köstliches, leicht prickelndes und säuerlich schmeckendes Fermentgetränk mit dem notwendigen Pusheffekt für eine gesunde Gesellschaft an Mikroorganismen im Dickdarm.
Was genau ist Milchkefir und woher kommt er ursprünglich?
Im Kaukasus, einer Region zwischen Europa und Asien, wird der Milchkefir schon seit Jahrhunderten als wertvolles Genuss, aber auch Heilmittel geschätzt. Nicht umsonst wird es das „Getränk der 100-Jährigen“ genannt. Bis heute ist allerdings nicht bekannt, woher er genau stammt oder warum es zu dieser symbiotischen Gemeinschaft aus Milchsäurebakterien, Essigsäurebakterien und Hefen kam. Ein humorvoller Mythos besagt, dass die Kefirknolle aus dem Weltall als „Geschenk von den Sternen“ zu uns gesandt wurde. Finde ich eine sehr schöne Vorstellung.
Welche Inhaltsstoffe hat Milchkefir und was ist hinsichtlich Laktose-, Calcium- und Alkoholgehalt zu beachten?
Milchkefir wird aus Milch und speziellen Kefirknollen hergestellt. Die Mikroorganismen in diesen kleinen weißen knubbeligen Körnchen starten einen Fermentationsprozess, was eigentlich nichts anderes bedeutet, als das sie sich davon ernähren und dabei vermehren. Irgendwann hat man dann viele kleine „Kefirwelpen“, die man an Freunde und Bekannt verteilen kann. Da der in der Milch enthaltene Milchzucker Laktose nahezu vollständig während der Fermentation abgebaut wird, können Menschen und Hunde mit Laktoseintoleranz den Milchkefir bedenkenlos konsumieren. Durch das enthaltene Enzym ß-Galactosidase, welches in der Lage ist Laktose abzubauen, besteht die Möglichkeit, dass bei regelmäßigem Konsum die Laktoseverträglichkeit verbessert wird.
Wie in jedem Fermentationsprozess, bei dem Hefen beteiligt sind, entstehen kleine Mengen an Alkohol. Der Gehalt ist mit 0,2 bis 2 % so gering, dass Du diesbezüglich keine Bedenken haben musst. Wenn Du den Alkoholgehalt so gering wie möglich halten möchtest, dann kannst Du das tatsächlich beeinflussen durch eine höhere Temperatur (hier vermehren sich die Milchsäurebakterien stärker) und eine verhältnismäßig kurze Fermentationsdauer von nur 24 Stunden.
Als Milchprodukt enthält Kefir auch Calcium, der Gehalt liegt bei 120 bis 150 mg pro 100 ml. Da Hunde im Vergleich zum Menschen einen deutlich höheren Calciumbedarf mit 130 mg pro kg Stoffelwechselgewicht haben, musst Du hier keine Bedenken wegen einer Calciumüberversorgung durch die Fütterung von Kefir haben. Ein Hund mit 20 kg Körpergewicht benötigt als Erhaltungsdosis täglich 1.200 mg (1,2 g) Calcium. Die kleine Menge an gefüttertem Kefir hat dabei keinen nennenswerten Einfluss und muss daher nicht extra berücksichtigt werden.
Zusammenfassung der Vielzahl an wertvollen Inhaltsstoffen
- Probiotische Bakterien und Hefen: Lebensmittel mit der höchsten Dosis an lebenden und aktiven Milchsäurebakterien, Essigsäurebakterien und Hefen. Diese probiotischen Kulturen helfen, das mikrobielle Gleichgewicht im Darm zu unterstützen, was für eine gesunde Verdauung und ein starkes Immunsystem unerlässlich ist. Das enthaltene Milchsäurebakterium Lactobacillus kefiranofaciens kommt übrigens nur in Kefir vor.
- Mineralstoffe und Vitamine: Neben Calcium sind auch die Mineralien Magnesium und Phosphor enthalten sowie B-Vitamine (1, 2, 6, 12), Vitamin A, D, E und K.
- Antioxidantien: Neutralisierung freier Radikale durch enthaltene Antioxidantien wie Vitamin A, C und E sowie weitere Verbindungen, die während der Fermentation entstehen.
- Essenzielle Fettsäuren: Bei Verwendung von Milch aus Bio-Qualität und Weidehaltung sind ebenfalls die essenziellen ungesättigten Fettsäuren Omega 3 und 6 in einem gesunden Verhältnis zueinander vorhanden. Gilt nicht für Milch aus der Massentierhaltung.
- Enzyme: Lactase, Protease, Lipase, Amylase, Cellulase, Phytase und β-Galactosidase unterstützen bei der Verdauung durch Verbesserung der Nährstoffaufnahme und fördern so generell die Verdauungsgesundheit.
- Organische Säuren: Milchsäure und Essigsäure, welche die Verdauung unterstützen, das Wachstum gesunder Darmbakterien fördern und dabei auch eine leicht antibakterielle Wirkungen haben.
- Eiweiß: Milchkefir ist eine leicht verdauliche Quelle von hochwertigem Protein mit einer Vielzahl an essenziellen Aminosäuren wie Tryptophan, Leucin, Lysin und Valin.
Schon toll, was der Kefir so alles bietet, oder?
Was ist der Unterschied zwischen Joghurt und Kefir?
Auch wenn die Konsistenz und der Geschmack an Joghurt erinnert, so enthält Kefir im Vergleich eine deutlich höhere Diversität an gesundheitsfördernden Mikroorganismen (ca. 30 verschiedene Stämme). Im Joghurt sind nur Milchsäurebakterien und auch nur wenige Stämme davon vorhanden. Die Gesamtanzahl an KBE (Koloniebildenden Einheiten) ist zudem um den Faktor 10-100 höher. In 100 ml Kefir befinden sich zwischen 10 Millionen und einer Milliarde lebende Mikroorganismen. Sozusagen der King unter den Sauermilchprodukten.
Welche Milch kann für die Herstellung verwendet werden?
Prinzipiell gibt es hier keine Beschränkungen, was die Milchquelle angeht. Du kannst Kuhmilch, Ziegenmilch oder auch Schafsmilch verwenden (laktosefreie Milch ist nicht geeignet). Entsprechend kann auch Rücksicht auf mögliche Allergien genommen werden. Generell ist die Verwendung von Milch aus Bioqualität und Weidehaltung der Nutztiere (Kühe, Ziegen, Schafen) empfehlenswert. Neben dem Respekt gegenüber diesen Tieren auch, um nicht einen Cocktail an Medikamenten und entzündungsfördernden Stoffen einzunehmen.
Am besten funktioniert es mit H-Milch, allerdings ist besonders der zur Herstellung verwendete Homogenisierungsschritt etwas umstritten, da die Proteinstrukturen dabei maßgeblich verändert werden. Du kannst daher auch Rohmilch oder Frischmilch verwenden. Diese sollte allerdings zuvor einmal aufgekocht und dann wieder abgekühlt werden, damit mögliche Fremdbakterien den Kefir nicht negativ beeinflussen oder sogar verdrängen. Als vegane Alternative ist es zudem möglich Kokosmilch zu verwenden. Hier kann es erforderlich sein, dass zwischendurch immer wieder mit normaler Milch fermentiert werden muss. Der Kreativität werden also keine Grenzen gesetzt. Bei einem Wechsel der Milch brauchen die Kefirknollen immer eine Anlaufzeit, welche berücksichtigt werden muss.
Milchkefir wirkt sich besonders positiv auf die Darmgesundheit aus. Die lebenden und aktiven probiotischen Bakterien und Hefen von frischem Kefir fördern das Wachstum der guten Bakterien im Darm und helfen, das Mikrobiom im Gleichgewicht zu halten. Bedeutet, dass im Gegenzug krankmachende pathogene Mikroorganismen verdrängt und nicht weiter als Besucher geduldet werden. Ein gesunder Darm ist nicht nur wichtig für die Verdauung und Nährstoffresorption, sondern beeinflusst auch das Immunsystem und das allgemeine Wohlbefinden.
Die Produkte, welche als Kefir im Supermarkt angeboten werden, wurden zum Zweck der längeren Haltbarkeit erhitzt. Bedeutet, dass da keine lebenden probiotischen Kulturen mehr enthalten sind. Daher verpufft der gewünschte positive Effekt auf das Darmmikrobiom. Also lieber selber machen. Tatsächlich handelt es sich auch um ein nicht-traditionelles Kunstprodukt, welches für den optimalen Herstellungsprozess in der Zusammensetzung verändert wurde und nicht mehr dem „Original“ entspricht.
Wie sollte dosiert werden (Fütterungsempfehlung)?
Nach einem Test auf Verträglichkeit empfehle ich eine tägliche Gabe von 50 ml pro 10 kg Körpergewicht. Bedeutet, ein Hund mit 20 kg kann am Tag 100 ml Kefir vernaschen. Hier spreche ich liebevoll von den „Kefir Hunden“. Es spricht nichts gegen eine regelmäßige Fütterung. Ich persönlich integriere es immer wieder für eine gewisse Zeit und mache dann eine Pause.
Welche Rezepte gibt es mit Milchkefir?
Die klassische Kräuterbuttermilch als Darmparasitenprophlaxe für den Hund kann auch mit Kefir hergestellt werden. Dazu einfach 500 ml Kefir mit jeweils 3 EL der getrockneten Kräuter Oregano, Thymian und Majoran mischen und über Nacht im Kühlschrank durchziehen lassen. Alternativ kann auch eine wundervolle schnelle Variante zum sofortigen Einsatz mit den reinen ätherischen Ölen von doTERRA hergestellt werden (jeweils 3 Tropfen von Oregano, Thymian und Majoran). Es empfiehlt sich eine kurmäßige Anwendung über einige Tage mit dreimal täglich 1 EL pro 10 kg Körpergewicht.
Für mich selber habe ich ein superleckeres Rezept entdeckt, und zwar toppe ich meinen Kefir in einer Glas mit etwas geriebenem frischen Ingwer, geriebener Zitronenschale (oder ein Tropfen reines ätherisches Zitronen- oder Wildorangenöl von doTERRA), eine Prise Zimt und etwas Ahornsirup. Das ist aktuell meine Morgenroutine und schmeckt wirklich lecker.
Falls du mehr, rund um ätherische Öle erfahren möchtest, dann schau doch gerne meinen Blogartikel dazu an.
Was hat Milchkefir mit guter Laune zu tun?
In vielen Kulturen gilt Kefir als „Stimmungsaufheller“, da die enthaltene Aminosäure Tryptophan ein Vorläufer des „Glückshormons“ Serotonin ist. Dieses hat eine entspannende Wirkung auf das Nervensystem. Daher scheint es sich aus vielerlei Hinsicht zu lohnen, dieses tolle Geschenk der Natur regelmäßig in den Speiseplan/Futterplan zu integrieren.
Was sollte abschließend noch beachtet werden?
Generell sollte bei empfindlichen Hunden immer mit kleinen Dosierungen angefangen und die Reaktionen beobachtet werden. Wenn es gut vertragen wird, dann kann die Menge langsam gesteigert werden. Bei Hunden mit IBD (Inflammatory Bowel Disease), wie meiner Hündin Letty, ist besondere Vorsicht und Achtsamkeit geboten, was nicht heißt, dass es nicht vertragen wird. Während eines Schubes würde ich komplett darauf verzichten. Hier geht es um eine absolute Schonung des Verdauungstraktes. Ansonsten sind natürlich Allergien und auch Histaminintoleranzen individuell zu berücksichtigen.
Falls Du jetzt Lust bekommen hast, selber Zuhause Kefir herzustellen, dann habe ich eine kostenlose Zusammenfassung mit Rezept für Dich erstellt (kann einfach in meinem Shop heruntergeladen werden). Wünsche Dir viel Spaß dabei und lass doch ein Kommentar hier, ob dein Liebling nun auch zu den Kefir Hunden gehört 🙂 Übrigens ist diese Seite echt toll für viele weitere Infos rund um Kefir und Fermentation.
Deine Julia mit Letty