Seit ich ein kleines Mädchen war, haben mich Hunde magisch angezogen. Meine Oma hat mir damals sogar ein Hundekochbuch gekauft, dass ich unbedingt haben wollte, um für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein. 🙂 Dreißig Jahre später bin ich Ernährungsberaterin für Hunde, ob das Zufall ist. Den Traum des eigenen Hundes habe ich mit ins Erwachsenenalter genommen und nie losgelassen. Allerdings dachte ich lange Zeit, dass ich bis zur Rente warten muss, bis ich eine eigene Fellnase habe. Lag auch mit daran, dass mich die landläufigen Meinungen verunsichert haben. Kennst Du vielleicht!?
Man kann keinen Hund haben, wenn man Vollzeit arbeiten geht! – Geht sehr wohl, einer muss ja auch das Geld verdienen, um die verwöhnte Schnuppernase bestmöglich zu versorgen. Außerdem leben wir ja nicht im Mittelalter und Homeoffice macht viel möglich.
Einen Hund in der Wohnung zu halten ist Tierquälerei! – Einem Hund ist ziemlich egal, wie groß seine Schlafstätte ist. Alles Spannende passiert draußen durch gemeinsame Erlebnisse und Abenteuer. Wer glaubt ein großes Haus oder ein Garten befreit einen davon, hat wenig von artgerechter Hundehaltung verstanden.
Ein Hund kann nicht alleine bleiben! – Auch Quatsch. Allerdings muss das sehr früh trainiert werden, sodass es eine ganz normale Gewohnheit ist. Man kann nicht erwarten, dass man sich einen Hund holt und über Monate 24h am Tag da ist und dann von heute auf morgen das Alleinsein problemlos klappt. Meine Letty döst während unsere Abwesenheit in ihrem Körbchen. Das weiß ich, weil wir uns eine Überwachungskamera angeschafft haben, um auch sicherzugehen, dass es ihr gut geht. Kann ich nur empfehlen.
Offensichtlich haben mich diese Vorurteile nicht abgeschreckt. Nichts davon war je ein Problem bei uns. Dafür hatten wir ganz andere Herausforderungen mit der chronischen Magen-/Darmentzündung von Letty und trotzdem würde ich sie für kein Geld der Welt hergeben. In der schlimmsten Krankheitsphase haben mich Kommentare wie „Lass Letty doch einschläfern“ oder „Gib Letty doch einfach ab“ aus dem näheren Umfeld regelrecht schockiert. Diese Gedanken hatte ich nie, obwohl ich über Monate kaum mehr geschlafen hatte, mein Erspartes und meine ganze Freizeit dafür opferte, eine Lösung für uns zu finden. Die Verantwortung für ein Lebewesen ist nichts, was man einfach abgeben kann, nur weil es unbequem wird. Im Leben passiert auch nichts ohne Grund. Am Ende entscheidet jeder selbst, ob er hinschauen und daraus lernen möchte oder lieber wegläuft. Mit ihr hatten mein Partner und ich eine sehr sorgenreiche und durch Angst geprägte Zeit in unserem Leben, aber zugleich wundervolle gemeinsame Momente und ein sehr intensives Gefühl von Verbundenheit und Liebe.
Wenn man dann zu den stolzen Hundebesitzern gehört, hat die Außenwelt da natürlich auch wieder ihren Senf dazuzugeben. Wer kennt es nich!?
Jetzt bist du mit Hund total eingeschränkt was den Urlaub angeht! – Für mich bedeutet Urlaub nicht, das ich an ferne und exklusive Orte reisen muss. Ich möchte dort eine schöne und erholsame Zeit verbringen, wo meine Liebsten bei mir sind und wir uns alle wohlfühlen. Wir haben Zeit in Ferienwohnungen, aber auch Wellnesshotels zusammen verbracht. Bald kommt noch Campen dazu. Mir fehlt es an nichts.
Mit so einem kranken Hund ist dein Leben für die nächsten 10 bis 15 Jahre vorbei! – Wenn man das so sehen möchte, dann ist das wohl so. Meine Erkenntnis ist eine andere. Zum einen hast du dein Leben und deine Einstellung dazu selbst in der Hand und zum anderen hat Perfektionismus alleine auch noch niemanden glücklich gemacht. Ich habe die Herausforderung meines Lebens angenommen, bin dabei durch tiefe Schluchten gegangen, wurde aber am Ende belohnt mit einem erfüllteren Leben als zuvor.
Die Unflexibilität mit Hund hat negative Auswirkungen auf deine berufliche Karriere! – Kann ich nicht bestätigen. Genauso wie andere den Beruf mit Familie vereinbaren können, kann das auch ein Hundebesitzer.
Das soziale Leben ist voll von Meinungen, Vorurteilen und festgefahrenen Glaubenssätzen. Es wird Zeit, Deine eigene und individuelle Geschichte zu schreiben. Fang am besten heute noch damit an. Gemäß dem Motto „Alle sagten, das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht!“.
Deine Julia mit Letty