Es gibt glaube ich kaum ein kontrovers diskutierteres Thema als Kohlenhydrate in der Hundeernährung. Ich gehöre auf jeden Fall zu der Fraktion, die die Vorteile der Kohlenhydrate bei chronisch magen-/darmkranken Hunden (und ehrlich gesagt, nicht nur bei denen) sehr schätzt und nicht mehr missen möchte. Das liegt unter anderem daran, dass die Fettverdauung dieser Hunde in der Regel sehr schlecht ist und diese Energiequelle damit wegfällt. Damit bleibt dann noch die zweite mögliche Energiequelle in Form von Kohlenhydraten, die hier einen super Job machen. Im Rahmen der Domestizierung des Hundes vor knapp 15.000 Jahren hat sich zudem der Verdauungstrakt an Essensreste des Menschen angepasst. Ja, früher war der Hund ein Abfallverwerter und hat nur sehr wenig Fleisch bekommen. Erstaunlicherweise hat der Hund im Vergleich zum Wolf die Fähigkeit erworben Kohlenhydrate (besitzt die dafür nötigen Verdauungsenzyme) zu verwerten und sogar 2/3 des Energiebedarfes darüber zu decken. Die Evolution hat hier enorme Arbeit geleistet und das sicher nicht umsonst, daher halte ich Futter mit Kohlenhydratanteil für eine artgerechte Fütterung, die zudem einer Übersäuerung entgegenwirkt. Bei den Kohlenhydratquellen steht für mich an erster Stelle die gute alte deutsche Kartoffel in Form von Bio-Kartoffelflocken, die einfach mit heißem Wasser zu Püree angerührt werden. Natürlich tun es auch die selbst gekochten und geschälten Pellkartoffeln für die etwas Fleißigeren unter uns. Möglich wäre auch die etwas exotischere Variante der Süßkartoffel. Wenn möglich bin ich aber immer mehr der Fan der regionalen Produkte. An zweiter Stelle kommen für mich Reisflocken, die ebenfalls mit heißem Wasser zu einem Brei angerührt werden. Sehr zu schätzen gelernt habe ich Congee, vor allem in den akuten Phasen der Erkrankung bei Letty. Dabei handelt es sich um ein Heilgericht aus der TCM (Traditionell Chinesische Medizin), welches super verdaulich ist und den Darm schnell zur Ruhe bringen kann. Falls du das auch probieren möchtest, dann kann ich dir einen Reiskocher mit Congee-Funktion empfehlen. Alternativ geht natürlich auch ein einfacher Kochtopf, hier muss man nur etwas mehr aufpassen, dass nichts anbrennt. Nachfolgend das Rezept für Dich:
Zutaten:
300g Bio-Milchreis (kein Vollkorn)
1,8 bis 2,1L gefiltertes Wasser (6 bis 7-fache Wassermenge)
Zubereitung:
Zunächst wird der Reis für mindestens 30 Minuten in Wasser eingeweicht und das Wasser anschließend abgegossen. Danach wird der Reis weiter gründlich abgespült, bis das Wasser klar ist. Mit der 6 bis 7-fachen Menge an frisch gefiltertem Wasser kommt der Reis dann in den Reiskocher mit Congee-Funktion oder eben einen normalen Kochtopf. Die Kochzeit beträgt dann 4h, bis der Reis so zerfallen ist, dass man ihn nicht mehr als Korn erkennen kann. Das abgekühlte Congee wird dann in der benötigen Menge mit den anderen Futterzutaten (mageres Fleisch, gekochte Karotten, …) vermengt und serviert. Der Rest kann bis zu maximal 5 Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden. Vor der nächsten Fütterung muss es selbstverständlich Raumtemperatur annehmen.
Bitte beachte, dass Reis nicht auf Dauer gefüttert werden sollte. Das liegt daran, dass er zum einen den Darm austrocknet und zum anderen eine nicht von der Hand zu weisende Arsenbelastung mit sich bringt. Durch das oben genannte Einweichen und Waschen kann diese zumindest reduziert werden. Mit allen anderen potenziell möglichen glutenfreien Kohlenhydratquellen wie Haferflocken, Hirse und Buchweizen habe ich keine guten Erfahrungen gemacht. Das hat immer zu mehr Output und einer weniger stabilen Verdauung bei Letty geführt. Daher bin ich von diesen Komponenten komplett abgekommen bzw. nutze diese nur in kleinen Mengen bei Leckerli-Rezepten. Also ran an die Kartoffeln!
Deine Julia mit Letty